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Echo

- Mit dem Pferd statt gegen das Pferd -

 

Wenn das Pony verkrampft...

NRZ vom 12.10.2006

Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde? Von wegen. Manche Tiere gelten als nicht reitbar. Helfen kann Maria Werner: Sie hat sich als Pferdetrainerin selbstständig gemacht.

Justin, ein braun-graues Pony mit weißen Flecken, eine Mischung aus Norweger Pony und Knabstrupper, steht schnaubend und mit aufgestellten Ohren auf dem Platz. „Das ist ein gutes Zeichen“, weiß Pferdepsychologin Maria Werner. „Das Pferd ist hellwach und hat Spaß an den Übungen.“ Training, damit Ross und Reiter besser miteinander auskommen, das ist Maria Werners Geschäftsidee, mit der sie sich seit März selbstständig gemacht hat.
Als Pferdeflüsterin sieht sich die 26-Jährige nicht, sie haucht den Tieren keine leisen Botschaften zu. Werner fährt zu den Ställen in Essen und Umgebung und versucht mit gezielten Übungen, quasi einer Gymnastik für das Pferd und Besitzer, aus beiden ein gutes Team zu machen.
Besser miteinander klarkommen, das möchte Bärbel Bolz mit ihrem Justin. „Immer schön den Zirkel ausreiten“, weist Maria Werner an, die neben dem Paar läuft. „Gib’ ihm die Richtung vor, Schenkel und Zügel konstant halten. Du weißt, Pferde sind schlau, auch sie wollen sich gerne vor der Arbeit drücken.“ Konzentriert versucht Bärbel Bolz, Werners Anweisungen im Parcours zu folgen. Die Übungen sind für beide anstrengend, mal geht’s zwischen den Hütchen hindurch, mal muss eine Stange überwunden werden.
Seit eineinhalb Jahren trainiert Bärbel Bolz mit Maria Werner am Altenbroich’s Hof in Kettwig und ist zufrieden: „Justin galt früher als unreitbar, aus ihm sollte Wurst werden“, sagt die 51-Jährige. Aus Tierliebe kaufte sie das Pony, aber es blieb schwierig: „Früher waren Ausritte ins Gelände fast unmöglich. Wenn wir zum Beispiel an einem Traktor vorbei geritten sind, war ich total nervös und Justin ist wie ein Bekloppter gerannt. Er war total verkrampft. Heute hat sich das erledigt.“
Ross und Reiter – eine schwierige Beziehung? Die ausgebildete Waldorflehrerin Maria Werner reitet schon seit 14 Jahren, sie ist sich deshalb sicher: „Wer die Reitkunst beherrscht und den Moment schon mal erlebt hat, wo alles zwischen Pferd und Reiter harmonisch läuft, der möchte dieses Gefühl wiedererleben.“ Ihr Motto: Mit dem Pferd statt gegen das Pferd. Und genau diese Reitkunst, ein besseres Gefühl für das Tier, das möchte Werner ihren Kunden vermitteln.
Für die meisten ist das ein langer Weg. Die Gründe, glaubt die Pferdepsychologin lägen an „unserer hektischen Gesellschaft. Meistens sind die Reiter das Problem. Sie kommen verspannt aus dem Büro und das überträgt sich dann aufs Pferd.“ Krumm im Sattel sitzen, zieht ein schiefes Pferd nach sich? Ja, so einfach ist’s meist: „Die Haltung des Reiters gegenüber dem Pferd, ist das erste, was sich ändern muss“, erklärt Werner.
Die Beziehung zwischen Bärbel Bolz und Justin hat sich verbessert: Sie gibt die Richtung vor und Justin folgt ihr. „Wenn ich ruhig bin, dann ist er es auch“, sagt Bolz, die gelernt hat, ihrem Pferd deutliche Anweisungen zu geben. Maria Werners Rezept ist ganz einfach. Lachend gibt die junge Frau zu: „Pferde brauchen eine klare Ansage. Das ist so ähnlich wie mit Kindern.“

 

 

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